Am 27. April war ich nun erstmals im Lager 3 auf 7033m! Wir sind die Tage zuvor um 2:30 Uhr nachts gestartet, haben den Khumbu-Eisfall gequert, während er noch gefroren war. Weiter zu Camp 1 (6100m), dann zum Camp 2 (6400m) und zum Camp 3. Es war unglaublich! Nun heißt es mal regenerieren!
In den nächsten Tagen und Wochen werden möglicherweise in den Social Media Kanälen die Berichte zur Besteigung des Mount Everest dominieren. Der alpinistische und sportliche Part wird kurzfristig mal in den Vordergrund gerückt werden. Trotzdem ist die Bergbesteigung nur ein kleiner Teil meines ganzen Abenteuers. Daher möchte ich hier bei meiner Zusammenfassung der letzten Zeit mit einem ganz speziellen Bild und der Erklärung dazu beginnen, weil es mir sehr viel bedeutet: Mein kleines Judo-Maskottchen vom Internationalen Judo Verband (International Judo Federation IJF) begleitet mich diesmal ganz HOCH auf meinem Abenteuer. Denn auch wenn ich nun knapp vor dem höchsten Berg der Erde stehe: Ich werde nie vergessen, woher ich komme, wo ich bin und wohin ich gehe. Judo hat mir so viel gegeben und ohne diesen Sport wäre ich nicht hier. Ich liebe meine Judo-Familie und vor allem liebe ich die Werte, die der Sport vermittelt und nicht nur das Streben nach Medaillen und Titeln. Auf meinem Weg zum Everest Base Camp habe ich so viele junge Judoka kennen gelernt. Ich konnte mit ihnen trainieren, mich mit ihnen austauschen, mit ihnen meine Freude teilen und das werde ich auch so fortsetzen. Dieses ganze Abenteuer ist auch euch allen gewidmet, meinen kleinen Judokids!
Das zweite Thema, das mir als IJF-Klimabotschafterin sehr am Herzen liegt und worauf ich mit meinem Projekt und meiner Expedition aufmerksam machen will, ist die Notwendigkeit des Naturschutzes. Ich bin stolz darauf, dass ich zu der Elite-Expeditionsgruppe gehöre, die sich für die Erhaltung der Naturwunder unserer Welt einsetzt. Wir glauben fest an die "Clean-as-you-go"- und "Leave-no-trace"-Richtlinien und bestehen darauf, dass alle unsere Bergsteiger und Führer die Umweltregeln, -vorschriften und -richtlinien einhalten. In diesem Jahr wird das Everest Base Camp zum Beispiel komplett mit Solarenergie versorgt. Außerdem arbeiten wir mit der @nimsdaifoundation für das bevorstehende #BigMountainCleanup zusammen, bei dem es darum geht, den Müll zwischen Camp 4 und dem Gipfel des Everest zu beseitigen.
Der Khumbu-Eisfall ist wahrscheinlich eine der bekanntesten Stellen am Weg zum Gipfel des Mount Everest, aber auch eine der schwierigsten. Er befindet sich an der Spitze des Khumbu-Gletschers, der auf einer Höhe von 5.486 Metern an den nepalesischen Hängen des Mount Everest liegt, nicht weit oberhalb des Base Camps. Wenn man den Khumbu-Eisfall zu Beginn der Besteigung des Mount Everest erklimmt, fühlt man sich im Vergleich zu den Kräften von Mutter Natur wirklich klein. Solange man nicht inmitten dieser riesigen Seracs steht, die höher als Gebäude sind, versteht man es nicht wirklich, wie verrückt die Arbeit der Sherpas ist. Sie sind die Helden dieser fast übernatürlichen Welt inmitten der höchsten Berge der Erde. Alles hier wirkt wie eine zerbrechliche Atmosphäre und alles dreht sich um den Eisfall! Und leider in diesem Zusammenhang auch um die Klimaveränderung, die mit dem Schmelzen dieses riesigen Gletschers einher geht. Die globale Erwärmung ist nicht erst morgen, sie ist hier und jetzt! Es ist an der Zeit, unser Verhalten in Bezug auf unseren Planeten zu ändern! Wir alle können in Klimafragen aktiv werden. Als IJF-Klimabotschafter glaube ich an das Eintreten unseres Handelns. Judo lehrt uns Mut und den brauchen wir, um unsere Gesundheit, unsere Familien und unsere Umwelt zu erhalten und zu schützen.
Und dann geht es mir noch um die menschlichen Begegnungen, die einfach so viel wert sind.
Zum Beispiel mit Takeshi Nakayama und Mingma David Sherpa. Diese Menschen miteinander zu verbinden ist unglaublich. Takeshi Nakayama wird 2023 die Everest-Judoreise für NPO JUDOs und Kosei Inoue (Olympiasieger, Weltmeister und Vorsitzender der Organisation NPO JUDOs) zur Khumjung School organisieren. Mingma David Sherpa ist einer meiner Helden. Er ist ein in Nepal geborener Bergsteiger und Rettungskletterer und jüngster Rekordhalter der Besteigung aller 14 Achttausender. Er hält den Guinness-Weltrekord für die schnellste Besteigung des Everest und des K2, die er in 61 Tagen schaffte.
Oder die Begegnung mit Cpt. Safia Hosein. Sie hat eine unglaubliche Geschichte und einen unglaublichen Hintergrund als Pilotin und als Mensch. Sie ist mit ihrem Mann hier im Base Camp, um befreundete Piloten zu besuchen und zu wandern. Wir hatten atemberaubende Gespräche. Von den Reisfeldern von Biche in Trinidad und Tobago, wo sie geboren wurde, bis zu den Sanddünen der Wüsten des Nahen Ostens und den Skylines luxuriöser Städte - als Hubschrauberpilotin hat sie die Welt über 20 Jahre lang aus allen Perspektiven gesehen.
Da ich vor einigen Monaten meinen Hubschrauber-Pilotenschein gemacht habe, kann ich die Arbeit der Piloten hier nur bedingungslos bewundern. Alles ist so mühsam in dieser Höhe: das Tanken, das Hochfliegen oder einfach nur Schweben bei diesen verrückten Winden. Für jeden Piloten ist es das ultimative Ziel, eines Tages hier fliegen zu können, gerade weil es eine so große Herausforderung ist. Auf dem Gruppenbild stehe ich mit Suraj (Rettungskoordinator), Lakpa (EBC-Manager für Rettung und Fracht), Cpt. Bimal (Flight Operator), Cpt. Dave McInerney, Cpt. Safia, Cpt. Siddartha und Padawa Sherpa, der den Everest-Gipfel schon 23-mal erreicht hat.
Und dann kommt auch noch das Leben der Traditionen dazu, welches unendlich wertvoll für mich ist. Vor einer Gipfelbesteigung findet die traditionelle Puja-Zeremonie statt. Puja bedeutet ein Ritual für den Übergang. Die Puja-Zeremonie wird durchgeführt, um mit dem göttlichen Sagamartha, dem Mount Everest, Kontakt aufzunehmen, zu beten und eine sichere Expedition zu wünschen. Während der Zeremonie, die um einen großen Steinhaufen herum stattfand, der mit langen Strängen von Gebetsfahnen errichtet wurde, brachte unser Team spezielle Speisen und Getränke, sowie unsere Kletterausrüstung mit, um sie für die Besteigung zu segnen. Asma Al Thani brachte einen besonderen Gegenstand mit: Den originalen FIFA Weltcup Fußball 2022! Als Sportbegeisterte freue ich mich sehr, hier die Werte des Sports zu vermitteln. Dieser Ball wird uns immer begleiten. Die Sherpas spielen damit jetzt auf dem Gletscher herum und es ist einfach wahnsinnig cool, wie dieser Ball die Welt verbindet. Nach dem Everest soll der Ball um die Welt gehen und zur Eröffnungsfeier der Fußballweltmeisterschaft am 21. November fliegen.
Der Gipfel ist noch weit weg für uns, aber wir machen laufend große Schritte in dessen Richtung! Seit Februar bin ich nun unterwegs, die vielen Eindrücke, Bekanntschaften und Abenteuer sind eigentlich bereits unbeschreiblich. Trotzdem haben mein Team und ich alles ein bisschen festgehalten. Hier zum Nachlesen:
Der Beginn des Abenteuers in Österreich und die Mountainbikefahrt vom Meeresniveau in Indien bis nach Nepal: https://www.annakathrin-pr.at/starke-menschen-auf-die-buehne-sabrina-filzmoser-part-1
Der Weg ins Everest Base Camp mit Besuch der Judo Schulen: https://www.annakathrin-pr.at/forever-everest-part-2
Das Leben im Everest Base Camp inmitten der Sherpa Gemeinschaft: https://www.annakathrin-pr.at/forever-everest-das-leben-im-base-camp
Ich freue mich, wenn ihr mich weiter begleitet - via LIVE-Tracking oder unter @forevereverest2022 (Instagram).
Noch mehr freue ich mich aber, wenn ihr meine beiden Projekte unterstützt:
https://www.gofundme.com/f/everestjudoclubscholarships
https://www.gofundme.com/f/nepalcyclingschool
Tashi delek!
Eure Sabsi