Judo hat mir - Sabrina Filzmoser - alles gegeben und ich möchte dem Sport nun etwas zurückgeben. Mein Projekt „Forever Everest“ besteht darin, vom Meeresniveau in Indien mit dem Mountainbike zu starten, von dort aus nach Nepal zu fahren, zum Everest-Basislager zu gehen und schließlich den höchsten Berg der Welt, den Mount Everest, ohne Hilfe von zusätzlichem Sauerstoff zu besteigen.
Das allein ist schon ein großes Abenteuer, aber für mich persönlich liegt das Hauptaugenmerk auf der Reise selber, den Zwischenstopps an allen Judoschulen, der Arbeit mit den Judokids in meinen beiden Everest-Judoschulen und der Interaktion mit der Bevölkerung vor Ort. Ich möchte die Werte des Sports, insbesondere des Judosports, an die entlegensten Orte bringen, weil ich glaube, dass sie auch die Leben der Menschen dort verändern können. Auf meiner Reise werden wir über die Werte des Judosports sprechen, die Philosophie unserer Mission "Judo For Peace" teilen und als IJF-Klimabotschafterin möchte ich einen besonderen Schwerpunkt auf die Klimafrage legen. Denn wir müssen alles tun, um unsere Welt zu schützen!
Heute ist der 17. März 2022. Es ist noch nicht lange her, dass wir von Digha in Indien gestartet sind und es von der Meereshöhe weg auf nun über 3.000 m Höhe in Nepal geschafft haben. Vor ein paar Tagen haben wir unsere Mountainbikes zurückgelassen, das Gelände lässt das Radfahren nun nicht mehr zu. Der erste Teil mit dem Mountainbike ist geschafft und der weitere Fußmarsch folgt nun.
Nachdem nun „Forevereverest2022 Phase 1“ abgeschlossen ist ✅, möchte ich hier nun einmal die ersten Eindrücke unserer unglaublichen Reise teilen.
22. Februar – Ein komplizierter Teil begann bereits zu Hause in Österreich mit dem Beladen des Autos. Dank vieler Unterstützer konnte ich Winterjacken, Handschuhe, Mützen und Spielzeug nach Nepal schicken. Denn mir geht es in den nächsten Wochen und Monaten nicht nur um das unglaubliche Abenteuer, das ich erleben werde, sondern vor allem auch darum, denjenigen zu helfen, die es am meisten brauchen.
24. Februar - Nachdem ich fast 300 kg Ausrüstung und Material gepackt hatte, flog ich nach Kathmandu, wo ich mich mit meinem Team traf, mit dem ich die Vorbereitungen für die Expedition abschloss - ein unglaubliches Abenteuer, von dem ich schon seit Jahren träumte.
25. Februar
- Mein erster Tag in Kathmandu war sofort atemberaubend. Vor einiger Zeit habe ich eine Gofundme-Initiative mit dem Namen "Everest Judo Scholarships" ins Leben gerufen, um junge Kids aus der Everest-Region zu unterstützen und ihnen zu helfen, Judo und die Werte des Sports zu entdecken und zu schätzen. Dank dieses Programms waren wir in der Lage, einige junge Judoka für 46 Tage nach Kathmandu zu schicken, wo sie ein hochwertiges Training mit Surya Sensei von der PAM (Prisoner Assistance Mission) erhielten, um sich auf ihre Gürtelprüfungen vorzubereiten. Sie haben es geschafft! Wir haben drei neue schwarze Gürtel im Everest Judo Club: Pemba Sherpa, Nabin Tamang und ihren ersten weiblichen Dan-Grad Priti Tamang. Ich war so aufgeregt.
1. März - Die Ankunft in Indien war ein wenig komplizierter als geplant, viel Papierkram und administrative Abläufe! Bei der Einreise nach Neu-Delhi wurde ich von der Flughafenpolizei mit völlig anderen Fragen und Problemen konfrontiert als erwartet: Sie nahmen mir mein Satellitentelefon ab! Aufgrund der großen Terrorismusgefahr ist das Mitführen solcher Geräte in Indien streng verboten. Dank der österreichischen Botschaft, eines Anwalts und einer Verhandlung am nächsten Tag wurde ich zwar freigesprochen, aber die Kommunikation aus den unzugänglichen Gebieten der Everest Region fällt damit flach.
2. März - 24 Stunden später als geplant waren wir auf dem Weg nach Kolkata (ehemals Kalkutta) und wurden dort von mehr als 200 Studenten sehr herzlich willkommen geheißen. Ein Empfang, der mir ein Lächeln ins Gesicht zauberte und mir wahnsinnige Energie gab. Wir verbrachten zusätzlich noch eine großartige Zeit mit einigen jungen Judoka in Kalkutta.
3. März - Nach diesen herausfordernden, aber auch unglaublich spannenden Tagen brachte uns ein Fahrzeug nach Digha an die Küste. 120 km und 5 Stunden Autofahrt - es lebe der Verkehr in Indien!
4. März - km 0 am 4. März 2022! Es ging los! Jetzt starteten wir vom Meeresspiegel ausgehend auf den höchsten Punkt der Welt. Seit mehreren Wochen habe ich von diesem unglaublichen Abenteuer gesprochen und nun war ich wirklich auf dem Weg. Es war bereits ein großes Abenteuer hier in Digha anzukommen, aber wir hatten es geschafft. Laxmi (XCO-MTB-Asienmeisterin) und Harka (XCO-MTB- National Champ), meine beiden sehr guten nepalesischen Freunde, begleiteten mich auf dem Mountainbike von Digha am westbengalischen Meer in Indien nach Bubsa (Solu-Khumbu auf ca. 2200m) in Nepal.
4. März bis 15. März - Wir haben nun 1.081 km und 9.953 hm in 11 Tagen auf dem Mountainbike von Digha aus zurückgelegt, was sich für manche vielleicht nach nicht allzu viel anhört, aber aufgrund des unpackbaren Verkehrs bei 37°C Hitze in Indien und der sich jeden Hügel hinauf und hinunter windenden Wege in Nepal war die Reise mehr als herausfordernd.
Wir wurden in kleinen und großen Städten herzlich empfangen, bekamen Tee und Kekse, wurden mit nepalesischen Willkommensschals behängt und in Schulen gefragt, ob wir nicht Judomatten oder Fahrräder mitbringen könnten. Jedes Mal brach mir fast das Herz, wenn wir weiterfahren mussten, aber wir hatten ja noch einige Kilometer und Höhenmeter vor uns…
An der Grenze von Indien nach Nepal haben wir einen ganzen Tag "verloren", weil die Einwanderungsbehörde am 8.3. am "International Womens Day" Urlaub machte. Wir scherzten herum und meinten, dass sie wohl erst den Stempel abstauben mussten. Nun, am nächsten Tag holte uns die Realität ein und es war tatsächlich so. Zuerst versuchten drei Beamte verzweifelt, das richtige Jahr und den richtigen Monat auf den Stempel zu setzen, und dann musste ich ihnen erklären, wo der Stempel in meinem Pass hingehört, da ich ein „multiple entry visa“ für Nepal hatte. Nach ein paar Stunden war die Arbeit endlich getan und ich war der erste Ausländer, der diesen Grenzposten seit Beginn der Pandemie passiert hat!
Angekommen in Nepal hieß es für uns ab jetzt, die ersten Ausläufer des Himalayas zu erklimmen – noch mit dem Moutainbike. Der Empfang durch die lokale Bevölkerung war und ist absolut außergewöhnlich und wir nutzen auf unserem Weg alle Gelegenheiten, um Botschaften des Friedens und des gegenseitigen Respekts zu verbreiten.
Unserer Mountainbike-Teil endete am 15. März in Bubsa (Solu-Khumbu auf ca. 2200m). Ich verabschiedete mich von Laxmi und Harka, unserem meist (zumindest wo es möglich war) treuen Begleit- und Versorgungsfahrzeug mit Laxmis Bruder Ganesh als Fotograf und dem Fahrer Rajkumar. Und auch von meinem neuen Fahrrad (das nach nur 11 Tagen gar nicht mehr so neu aussah). Zwar wurde ich ganz kurz sentimental, aber eigentlich fiel mir der Abschied recht leicht, da ich es der Nepalcyclingschool (ein Projekt von Laxmi und Harka) gespendet habe.
Ohne die Ortskenntnisse und Vorbereitungen von Laxmi und Harka hätte ich den ersten Teil der Reise wohl nie so schnell geschafft. Obwohl... na ja, eigentlich ging mir alles wie immer viel zu langsam, aber die Bürokratie, die Logistik und der ganze organisatorische Aufwand für meine Mission sind schon recht aufwendig. Der Papierkram und die Stempelarbeit und die vielen korrupten Beamten arbeiten in Indien und Nepal einfach mit einem anderen "Tempo" als zu Hause. Dazu kommen die unzähligen Kisten, die Cargofracht des gesammelten Materials von Judogis, Sportgeräten, Kletterausrüstung, Winterausrüstung für die Schulen, etc. Aber dank der guten Kontakte zur Botschaft und zum Honorarkonsulat nach unserem kleinen Zwischenfall in Neu-Delhi klappt das inzwischen auch alles.
16. März - Es ist noch nicht lange her, dass wir auf Meereshöhe gestartet sind und nun werde ich zu Fuß weitergehen. Jeden Morgen ist es für mich erneut wie ein Wunder, diese Berglandschaften zu entdecken, die mich meinem Ziel ein Stück näherbringen: den höchsten Gipfel der Welt ohne Sauerstoff zu besteigen. Der Weg ist noch lang und zweifellos mit Hindernissen durchzogen, aber die Herausforderung ist auch wunderschön.
Unterwegs werde ich an unseren Everest-Judokids-Schulen und Dojos Halt machen und die lokale Gemeinschaft unterstützen. Ich werde mein Bestes tun, um meine Vision an die Menschen auf der ganzen Welt zu senden: Manchmal muss man hart arbeiten, aber bitte gebt niemals auf, euch um andere zu kümmern, hört niemals auf zu lernen und euch zu verbessern und zu entwickeln und behandelt die Menschen auf die bestmögliche Art und Weise, wo auch immer ihr seid.
Ich freue mich über jedes Teilen meiner Mission und meiner Gedanken✨
Verfolgt meine Reise hier: https://mount-everest3d.com/live-tracking